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Preist den Herrn, ihr Seine Engel alle! (Ps 102 [103], 20)

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Kaplan Florian Kathrein


Im Engelmonat September dürfen wir uns freuen, den heiligen Engeln des Himmels besondere Aufmerksamkeit und Verehrung entgegenzubringen. Wie schön ist es, diese katholische Glaubenswahrheit zu bekennen und in der Lehre der katholischen Kirche zu erblicken. Die Kirche war nicht oft genötigt, diese Glaubenswahrheit zu verteidigen und zu bekräftigen, wie zum Beispiel beim vierten Laterankonzil 1215.


Dabei sind es gerade die Engel, welche uns heute doch fast an jeder Ecke begegnen, aber in ganz und gar nicht katholischem Sinne vorgestellt werden. Vielfach sind (auch) durch esoterische Verwirrungen viele Irrtümer über die Engel erwachsen. Man erblickt etwa Engel, welche einen eigenständigen Kampf untereinander führen, der noch nicht ganz entschieden sei - teilweise oder völlig abgetrennt von Gott und Seiner Offenbarung – die Gnosis lässt grüßen. Auch wird versucht, den Menschen weiszumachen, dass die Engel mehr seien als Geister oder ihr Engelsein verlieren können und Menschen werden - seltsam: die Menschwerdung Christi wird vielfach ohne Probleme geleugnet, aber bei Engeln geht das schon. Immer öfter sieht man, dass den Engeln ein größerer Kult entgegengebracht wird, als Gott selbst - will man damit einem gerechten Gott und Seinem Gericht „entgehen“, denn der Engel hat mich ja sicher „ganz lieb“? Größtenteils aber werden wir überflutet von kitschigen „Hollywood-Engeln“, deren Handlungen und Aussehen auf mehr die eigene Stimmung und das Gefühl zurückzuführen sind, denn auf den Auftrag, den Willen und die Schönheit Gottes. Somit werden diese Engel auch abgöttisch und bald abergläubisch betrachtet, was als schädigender Kult bezeichnet werden kann. All diese Facetten von „Engeln“ - und viele mehr - haben mit der katholischen Engellehre letztlich wenig bzw. nichts zu tun.


Mit der heiligen Kirche bekennen wir vielmehr: Es gibt Engel, und sie sind aus dem Nichts erschaffen. Sie sind Geistwesen und zählen daher zur Welt des Übernatürlichen. Der Name ihrer Natur ist Geist, die Bezeichnung Engel ist eigentlich ihr von Gott gegebenes Amt („Du frägst nach dem Namen dieser Natur? Das ist Geist; du frägst nach dem Amt? Das ist Engel“, Augustinus Enarr. in Ps 103, 1, 15). Dieser Angelus versteht sich als Bote, Botschafter im Dienste Gottes (griech. Angelos) Die Heilige Schrift ist noch deutlicher, wenn Gott selbst spricht: „…denn Mein Name ist in ihm“ (Ex 23, 21). So lesen wir auch in der Heiligen Schrift in bald jedem Buch von den Engeln und ihren Diensten im Auftrag Gottes. Man denke an die Cherubim (Gen 3, 24), die Seraphim (Is. 6, 2-6), an den hl. Erzengel Raphael (Tob. 12, 15), an den hl. Erzengel Gabriel (Lk 1, 26ff). Und das sind nur etwa die ganz besonders bekannten Engel. Der heilige Paulus ergänzt noch mit der Erwähnung der Throne, Herrschaften, Fürstentümer, Mächte, Kräfte. Zusammengenommen pflegt die Theologie neun Chöre/Ordnungen der Engel. Jede dieser Ordnungen steht im Dienst Gottes. Und jeder Engel, deren Zahl ist ja überaus groß (Dan 7, 10), ist unsterblich und unveränderlich. Ein Engel Gottes kann also nicht mehr abfallen und verworfen werden. Genauso wenig können sich der Teufel, der ein gefallener Engel ist, und seine gefallenen Gesellen bekehren und wieder in den Himmel aufgenommen werden. Das Denken und Tun der Engel Gottes ist unveränderlich gut und wird es immer bleiben. Das Denken und Tun der höllischen Geister ist hasserfüllt und schlecht, auch das wird immer so bleiben.


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Noch wichtiger für uns Menschen ist ein Blick auf die Aufgaben der Engel, dieser seligen Geister. Sie sind erschaffen zunächst für die Anbetung und den Lobpreis Gottes, des Gottmenschen. Sie sind auch erschaffen, um Gott zu dienen um übernatürliche Offenbarungen zu vermitteln, um bei der Ausbreitung des Reiches Christi auf Erden zu helfen, um Sorge zu tragen für uns Menschen und unseren Weg zum Himmel. Das bedeutet konkret der Schutz und die Fürsorge eines jeden Menschen, welchem von Gott ein besonderer Schutzengel beigesellt wird. Das verkündet das ordentliche Lehramt der heiligen Kirche immer und seit Anbeginn. Wir tun gut daran, den heiligen Engeln, besonders unseren Schutzengeln, die nötige Verehrung zukommen zu lassen. Das bedeutet, sie zu sehen in göttlichem Licht, als Boten Gottes, welche einen Auftrag zu erfüllen haben und Fürsorge für uns tragen - dabei können sie nicht fehlen. Die seligen Geister haben ihre Kraft nämlich nicht aus sich selbst, sondern von Gott, sie sind also in dieser Kraft allen bösen Geistern überlegen. Einen „Rückzug“ der Engel gibt es nur dann, wenn Gott es zulässt in Seinem Willen, oder wir aufgrund unserer Ablehnung von Gott und Seiner Offenbarung nicht auf unseren Schutzengel hören wollen. Dabei ist das ein Auftrag Gottes selbst: „Achte auf ihn und höre seine Stimme“ (Ex 23, 21).


Wir dürfen auch uns selbst hinterfragen, ob auch wir, als Geschöpf Gottes, die Aufgaben ausführen, die Gott von uns will - wir werden erstaunt sein, dass sich dies mit den Engeln in nicht wenigen Fällen deckt: Beten wir in all unserem Tun den dreifaltigen Gott an? Sind wir gerne bereit, für Gott den Dienst auszuführen, den Er uns angedacht hat? Um zu vermitteln? Um für das Reich Christi - jeder in seiner Weise - zu leben und zu sterben? Um Sorge zu tragen nicht nur für uns selbst, sondern auch für andere, besonders die uns anvertrauten Menschen?


In all diesen Momenten werden wir vielleicht öfter erfahren, dass wir keine Engel sind, sondern eben schwache Menschen. Und doch haben wir gegenüber den Engeln einen Vorteil. Der heilige Thomas von Aquin benennt diesen Vorteil, indem er uns aufzeigt, dass die seligen Geister uns um eine Sache beneiden: Wir dürfen leiden. Dadurch sind wir imstande, mit unserem Leid - sei es auch noch so klein - das zu einem Opfer des Wohlgeruchs für Gott wird, zum Heil für die Seelen und der Welt, Gott zu verherrlichen - das kann kein Engel, auch wenn er direkt neben dem Thron Gottes sitzen möge.


Freuen wir uns also, dass die Güte Gottes uns die heiligen Engel geschenkt hat, dass sie uns ermahnen und führen und uns trösten in unseren Schmerzen und unserem Leid, dass sie, zusammen mit der allerseligsten Jungfrau Maria, der himmlischen Königin der Engel, uns bis zum letzten Atemzug dieses Lebens anspornen, damit wir auch in der Ewigkeit ohne Ende jubeln dürfen:


Benedicite Dominum, omnes Angeli eius!

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Preist den Herrn, ihr Seine Engel alle!


 
 
 

1 Kommentar


DAnke für die wunderbaare Aufklärung duexh die Pelargianer

H.v.Bingen lehrt t uns, dass wir den dreifaltigen Gott und alle 9 Engelchöre in uns haben.

Das ist unsere Würde als katholischer Christ!HAlleluja

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